Plattenfroster TV Folge 19: Bureau B (Daniel Jahn) und Tapete Records (Gunther Buskies) mit Andreas Dorau und Love-Songs (11.02.2020, 20:15 Uhr)

Herzlich willkommen zu unserem Format Plattenfroster TV produziert von der Stubnitz Media Crew, präsentiert von klub forward. Eine zweiwöchentliche Live-Sendung mit Artists und Gesprächsgästen aus Kunst, Kultur und Gesellschaft. Dazu gibts Einblicke ins Kulturschiff und Industriedenkmal und Clips aus dem Medienarchiv.

Zur 19. Ausgabe, am 11.02.2021 um 20:15 Uhr, haben wir die beiden Hamburger Labels BUREAU B und TAPETE RECORDS und an der Angel. Wir reden im Radar Gespräch mit GUNTHER BUSKIES und DANIEL JAHN übers Labelmachen und musikalische Schaffen. Gunther Buskies (Jahrgang 1972) arbeitet nach dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften seit 25 Jahren in Hamburg als Labelbetreiber (Tapete Records, Bureau B) und Musiker (Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Andreas Dorau). Daniel Jahn (Jahrgang 1987) lebt und arbeitet seit acht Jahren in Hamburg, ist als Musiker in verschiedenen Projekten aktiv und seit 2017 beim Label Bureau B tätig. Dazu gibt es Livemusik von ANDREAS DORAU & Band und LOVE-SONGS.

Die Livestreams um 20:15 Uhr findet ihr z.B. hier:
klubforward.org
Twitch klubforward
Facebook Stubnitz
YouTube klubforward
HearThis klubforward
,
und später in HD auf unserem eigenen YouTube-Channel

Unterstützt von: tixforgigs.com, szene-hamburg.com, concert-news.de, soundkartell.de, vinyl-keks.eu, hafenklang.com, astra-stube.com
Gefördert durch: BKM Neustart Kultur, Initiative Musik

---------------------------------------

BUREAU B: In seinem über zehnjährigen Wirken, hat sich das Hamburger Label Bureau B zu einem der führenden Vertreter und Förderer im Bereich experimenteller und elektronischer Popmusik entwickelt und es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Teil der deutschen Kulturgeschichte aufzuarbeiten und fortzuschreiben. So verwundert es nicht, dass das erste Album, welches im Februar 2009 erschien, ein neues Werk der Ur-Krautrocker faUSt war. Danach konzentrierte sich das Label zunächst auf Wiederveröffentlichungen aus der deutschen Avantgarde – unter anderem von wegweisenden Künstlern wie Cluster, Hans-Joachim Roedelius, Dieter Moebius, Conny Plank, Asmus Tietchens oder Conrad Schnitzler.
Aber auch in der Neuzeit ist das Label aktiv und bietet zahlreichen zeitgenössischen Künstler*innen eine Labelheimat. So zum Beispiel: Kreidler, Die Wilde Jagd, Von Spar, Tolouse Low Trax, Karl Bartos, Ulrich Schnauss, RVDS, Neuzeitliche Bodenbeläge oder Conny Frischauf.

Daniel Jahn lebt und arbeitet seit acht Jahren in Hamburg, ist als Musiker in verschiedenen Projekten aktiv und seit 2017 beim Label Bureau B tätig.

bureau-b.com



TAPETE RECORDS: Tapete Records wurde 2002 gegründet. Heute arbeiten täglich acht Festangestellte und freie Mitarbeiter*innen an einem kontinuierlichen Karriereaufbau der Tapete-Künstler*innen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. So können deutsche Bands und Künstler*innen wie DIE HÖCHSTE EISENBAHN, TELE, FEHLFARBEN, ROCKO SCHAMONIE und STEREO TOTAL genauso wie internationale Acts wie LLOYD COLE (USA), THE LILAC TIME (UK), ROBERT FORSTER (AUS), THE CLIENTELE (UK), THE MONOCHROME SET (UK), MARTIN CARR (UK) oder CHRISTIAN KJELLVANDER (SE) von einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit Tapete Records zeugen.
Tapete Records gehört zu den wenigen noch aktiven Independent Labels Deutschlands. Pro Jahr werden 15-30 Alben veröffentlicht, die mittlerweile weltweit vertrieben werden.

Gunther Buskies arbeitet nach dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften seit 25 Jahren in Hamburg als Labelbetreiber (Tapete Records, Bureau B) und Musiker (Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, Andreas Dorau).

tapeterecords.de



Andreas Dorau: Schon recht früh erblühte Andreas Doraus Liebe zur Popmusik. Der kleine Andreas saß in seinem Kinderzimmer mit einer Handvoll Singles – Sparks, T-Rex, Beatles und Tina Charles oder was auch immer in seiner Kindheit gerade so angesagt war – und hörte diese Platten stundenlang wieder und wieder. Aufgeregt hockte er vor seinem Dual-1224-Schallplattenspieler, aber so sehr er auch auch „Sugar Baby Love“, „Yellow Submarine“ oder „Hot Love“ liebte, so störten den schon in jungen Jahren leicht exzentrischen Dorau der ganze Schmonzens vorm Wesentlichen und er fragte sich: Warum kommen die nicht gleich aus dem Quark? Also beispielsweise „In the town where I was born ...“ skippen und gleich mit „We all live in a yellow submarine“ loslegen? Langt doch auch. Ganz einfach.

Schließlich schmeckte ihm auch die Wurst ohne Brot am besten. Kurzum: Die Strophen haben ihn genervt, weshalb er zum Nachteil der empfindlichen Vinylschallplatten und zum Missvergnügen seiner Schwester, Eigentümerin eben jener, die Nadel stets an den ihm genehmen Stellen aufsetze. Und bis heute hat es Andreas Dorau nicht so recht eingesehen: Wozu braucht man Strophen? Auf den berechtigten Einwand hin, dass er schließlich auf seinen zahlreichen Alben selber dauernd Strophen gesungen und geschrieben hat, entgegnet der Künstler: “Da haben mich die Plattenfirmen zu gezwungen!“ Wie konnten sie nur!

Zum Glück ist er jetzt bei Tapete Records gelandet, einem Label, welches dafür bekannt ist, den Freigeistern auch mal die ganz lange Leine zu lassen. Die Songs auf „Das Wesentliche“ wirken durch das Weglassen interessanterweise umso opulenter. Und sie sind schön kurz. Genialer Schachzug, wenn man bedenkt, dass die Aufmerksamkeitsspanne durch Internet und so ja eher ab- als zunimmt. Eh genial, einfach alles, was langweilt oder nervt, wegzulassen. Ist im Leben schwierig, aber in der Kunst geht es und man erzielt, wie durch vorliegendenes Album eindrucksvoll bewiesen, tolle Ergebnisse.

andreasdorau-official.bandcamp.com
instagram.com/andreas.dorau
youtube.com/user/AndreasDorauTV
facebook.com/andreasdorau



LOVE-SONGS: Die Hamburger Band Love-Songs setzt mit ihrem aktuellen Album Nicht Nicht ihre Arbeit an einer Musik im Spannungsfeld von improvisatorischer Momentaufnahme und festgelegtem Raster fort. Seit 2012 lotet das elektroakustische Trio die Potenziale ihres wandelbaren Zusammenspiels aus und legt mit Nicht Nicht nun nach mehreren EPs und dem Minialbum 'Inselbegabung' auf Kame House ihr Debütalbum auf Bureau B vor. Die aktuelle Platte Nicht Nicht enthält neben tribalen Bouncern die bis dato ätherischsten Tracks der Band und versucht sich an verschiedenen Spielarten mit der Form: sie finden, verlieren, verändern, überlagern.

„Das Labyrinth in dem alles—alles—alles verschwimmt.“ Die Platte beginnt mit einer Liveaufnahme der Band. Skulptural füllt das transparent klare 'Proxy I' den Raum und dreht seine Kreise. Erhabenes Wabern. Meditative Cluster chinesischer Zimbeln bestimmen die Perkussion, delayte Basswellen branden auf und sanft pulsierende Synths verweben die Klänge und setzen melodische Glanzpunkte.

Die beiden Tracks 'Selbstauflöser Teil II' und 'Das Labyrinth' sind perkussive Bouncer und bedienen eine moderne Clubtauglichkeit, wie sie sich schon seit je her im Oeuvre der Band finden lässt. Love-Songs' Musik wurde international von DJs wie Phuong Dan oder John Talabot gespielt und auch live funktioniert sie in clubbigen Situationen. Die Reprise 'Nicht Nicht' kocht die Intensität des Vorläufers herunter und schlingert nervös und unruhig den letzten Rillen der A-Seite entgegen.

'Tisch mit drei Weinen' ist mit seinem Staccato-Bass, den pumpenden Arpeggi und nicht zuletzt der Vocals wegen der Popsong der Platte. Es erklingen wieder Zimbeln, diesmal prozessiert und effektiert.„Du bist ein Krug und schenkst mir ein, ich bin ein Glas und voll mit Wein.“ 'Proxy II' bringt sich durch ein getupftes, offenes Jazzschlagzeug in Stellung um später rumpelig-meditativ auszufransen. Der Track schäumt in seinem Verlauf über ohne seinen Puls zu verlieren und sein schimmerndes Klirren endet abrupt. Die synthetischen Choräle am Ende des Songs erinnern an die prozessierten, outernationalen Klänge der „fourth world Musik“, ein Einfluss, der auch beim letzten Track, dem angedubbten 'OG', durchschimmert. Der Closer von Nicht Nicht groovt organisch und geht schließlich über in einen stimmungsvollen, jazzigen Vibe. Reichhaltig instrumentiert mit Holzblasinstrumenten schwillt der Track unter der Oberfläche und endet perkussiv und tribal ratternd hinter Milchglas.

Mit der Arbeit an Nicht Nicht rücken Love-Songs das Studio als Instrument noch mehr in den Fokus und forschen mehr noch in die Tiefe. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern klingt Nicht Nicht ausformulierter und in vielen Momenten durchlässiger.

Die altbewährte Besetzung aus Bass, Perkussion, Elektronik und Gesang ist immer noch als Grundlage hörbar, für eine genaue Zuordnung verwischen die Tracks jedoch gerne das ein oder andere Mal die Spuren. Die Ideen für die Stücke werden zwar nach wie vor aus improvisiertem Live-Material entwickelt, am Computer prozessiert und arrangiert und nicht selten wieder in das intime Zusammenspiel der Instrumente übersetzt, aber die einzelnen Elemente agieren diszipliniert und mit Gefühl für das Ganze: der Bass erdet die Stücke stoisch und asketisch, für die Perkussion sorgt Mensch wie Maschine und der Gesang agiert zumeist songdienlich als Instrument ohne es einzubüßen seine Bilder zu transportieren. Die Elektronik pendelt zwischen ihrer Funktion als Formgeber und melodischem und geräuschigem Ornament. Erst die Summe ihrer Bestandteile und deren Produktion bringen Nicht Nicht zum Schäumen und Schimmern, zum Klirren und Rollen, zum Wabern und Rattern. „Jetzt wo ich unbegreiflich bin, macht die Selbstauflösung Sinn.“

Seit Beginn an bestehen Love-Songs aus Thomas Korf (Elektronik, Gesang), Sebastian Kokus (Bass) und Manuel Chittka (Drums, Perkussion). Aufgenommen und produziert wurde Nicht Nicht von der Band in den bandeigenen Elbkrautstudios in Hamburg, gemastert hat Fabian Tormin/Plaetlin Mastering. Die visuelle Gestaltung erfolgte wie immer vom hauseigenen Designstudio Total Eclipse Of The Heart.

love-songs.bandcamp.com
lovesongsband.de
instagram.com/lovesongsband
facebook.com/lovesongsband
youtube.com/user/lovesongsband

---------------------------------------

Jede Spende auf dem Konto geht voll und steuerfrei an uns, da wir ein gemeinnütziger Verein sind. Für steuerlich absetzbare Spendenbescheinigungen meldet euch unter stubnitz@stubnitz.com, yeah!

Trägerverein Rostocker Kulturschiff Stubnitz e.V.
HypoVereinsbank Rostock
IBAN: DE37200300000019529727
BIC: HYVEDEMM300

Ihr könnt uns auch supporten, indem ihr Tickets kauft, die dann, eines Tages als eure Eintrittskarte für ein Konzert eurer Wahl an Bord gilt. Das besondere dabei: Ihr bekommt Hard-Tickets im Stubnitz-Design per Post zugesendet: https://www.tixforgigs.com/de-DE/Event/34805

Support-Ticket für 15€: Einmal freier Eintritt für ein Konzert eurer Wahl.
Silber-Support-Ticket für 25€: Einmal freier Eintritt für ein Konzert eurer Wahl und Überraschung an Bord.
Gold-Support-Ticket für 50€: Einmal freier Eintritt für ein Konzert eurer Wahl und Überraschung DELUXE an Bord.

---------------------------------------

Die vergangenen Folgen Plattenfroster Television und auch einzelne Elemente davon – wie 'RADAR' oder 'RUST NEVER SLEEPS' – lassen sich in aller Ruhe und in HD auf unserem YouTube-Channel nachschauen. Liked die Videos, abonniert unseren Kanal und helft uns damit, vom Algorithmus mit der Zeit nach oben gespült zu werden, so läuft das nun mal… danke!

Außerdem gibt es auch unsere Radioshow ‚Stubnitz Plattenfroster’, mit Audio-Live Recordings aus dem Archiv auf Lohro 90,2 und unter: https://www.mixcloud.com/StubnitzPlattenfroster